Gesamtansicht des Wallfahrtsareals auf einer alten Lithographie
Maria Ratschitz befindet sich zwischen Osek (Ossegg) und Most (Brüx) und ist etwa 15 Kilometer von der Kurstadt Teplice (Teplitz)entfernt. Maria Ratschitz kann auf eine bewegt und alte Geschichte zurückblicken, die mit der Geschichte des Zisterzienserklosters Osek und mit der Verehrung des Gnadenbildes der schmerzhaften Mutter Gottes eng verbunden ist. Im vorletzten Jahr konnten wir aus diesem Grund auf eine 725 jährige Wallfahrtstradition zurückblicken. Zu der bewegten Geschichte zählen insofern natürlich immer auch mehr oder weniger große Wallfahrten. Zur höchsten Blüte kam es hier in der Zeit um 1890 als bis zu 150000 Kommunikanten in der Wallfahrtssaison von Mai bis September gezählt wurden. In dieser Zeit wurde die Kirche im Stile der damaligen Zeit umgestaltet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Großteil der Bevölkerung vertrieben. Nach der Wende wurde das Wallfahrtsarsenal den Zisterziensern zurückgegeben. Der Abt Bernhard Thebes begann im weiteren Verlauf wieder Wallfahrten am 13. jeden Monats durchzuführen.
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Der Ursprung des Wallfahrtortes ist mit der Verehrung des Gandenbildes der schmerzhaften Mutter Gottes unter dem Kreuze verbunden und reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. P. Malachias Welcker, ein Zisterzienserpriester aus Osek, sagt in seiner „Reihenfolge der Äbte“: dass das Gnadenbild in Maria Radschitz 1280in Folge eines Gelöbnisses aufgestellt und eifrig verehrt wurde.
Die Zeit damals war sehr stürmisch und bewegt. Nach Niederlage des Böhmischen Königs Přemysl Ottokar II. im Jahre 1278 wurde Böhmen durch das Heer des deutschen Kaisers Rudolfs II. von Habsburg verwüstet. Das Kloster Ossegg wurde geplündert und in Brand gesteckt. In ihrer Not Bedrängnis suchten die Menschen Zuflucht zur schmerzhaften Mutter Gottes und errichteten in der schon bestehenden Kirche in Maria Radschitz das Gnadenbild.
Papst Nikolaus IV. erteilte durch eine Breve 1289 allen Gläubigen einen 40 tägigen Ablass, die an bestimmten Tagen in der Kirche das Bußsakrament und die Kommunion empfingen. Außerdem empfahl er, die Kirche häufig zu besuchen und in ihr zu beten. Die Wallfahrten drückten diese Ehre aus und waren durch eine Reihe von Wundern und Erhörungen der Besucher begleitet, die zum Teil in den Wandfresken des Kreuzganges abgebildet sind.
Im Verlauf der Jahre ist die Geschichte der Kirche, der Pfarre und der Gemeinde mit dem Wallfahrtsort und dem Marienkult verbunden. Die Gläubigen verehrten immer die wundertätige Mutter Gottes in Ratschitz. Während im weiteren Verlauf der Jahre viele Menschen dem Glauben und der Kirche den Rücken zuwandten, blieben in Ratschitz die Gläubigen ihrer Mutter treu und hielten weiter Andachten und Wallfahrten ab. Die Kirche überdauerte die Hussitenkriege im 15. Jahrhundert, durch die die Gegend sehr verwüstet wurde. Als im 16. Jahrhundert der Protestantismus im Königreich Böhmen Einzug hielt, blieben die Ratschitzer der katholischen Kirche treu..
Gott belohnte die Treue zur Himmelkönigin. Viele Kranke wurden geheilt oder fanden Linderung und Erhörung ihrer Gebete. So können wir einer Chronik der Kirche entnehmen, dass ein gewisser Jakob Palm in der Sakristei der Kirche noch vor Beginn des 30 jährigen Krieges eine große Menge Krücken sah, die von den Geheilten dort zurückgelassen oder als Andenken dahin gesendet wurden.
Im 17. Jahrhundert, nachdem die Zisterzienser 1626 nach Osek zurückgekehrt und die Verhältnisse sich stabilisiert hatten, widmete das Kloster Osek seine Aufmerksamkeit erneut dem Wallfahrtsort. Zur Blütezeit und zur Gipfelperiode des Wallfahrtsortes kam es im 18. Jahrhundert. Abt Benedikt Littwerich ließ im Barockstil eine neue Kirche, den Kreuzgang und die Pfarrei erbauen, die erst unter seinem Nachfolger Hieronymus Besnecker beendet wurde. Der Grundstein zur Kirche wurde 1698 gelegt und der Bau mit dem Kreuzgang 1718 beendet. Nach Beendigung der Kirche wurde das Gnadenbild, das sich in der alten Kirche am Seitenaltar befand, auf den Hauptaltar übertragen. Später kamen aus Spenden eine neue Kanzel, der Johannis-Altar, die Statuen im Kirchenschiff und unter der Kuppel hinzu. Am Projekt und am Bau waren zwei Architekten Jean Baptiste Mathes und Octavian Broggio involviert. Mathes konstruierte das Kirchenschiff und die Seitenkapellen, während Broggio das Presbyterium und den Kreuzgang projektierte.
Interessant ist der Bericht, dass zum Bau des Kreuzganges ein aus Maria Ratschitz stammender Karl Püttner sein im Weg stehendes Haus abtrat. Er starb 1721 und ist im Kreuzgang an der Stelle begraben, wo der Tisch in seinem Zimmer stand. Dort ist jetzt sein Grabstein.
Das Pfarrgebäude selbst war von Abt Littwerich als Propstei geplant und wurde deshalb großartig wie ein Kloster angelegt und gestaltet. Zur Erhebung zu einer Propstei kam es dann nicht.
Der Hauptaltar mit dem Gnadenbild wurde von Papst Klemens XI. zu einem privilegierten Altar („altare priviligatum“) erhoben. Später bestätigte Papst Pius IX. 1858 dieses Privilegium und stellte dazu eine Breve aus. |
Auf Fürbitte der Gottesmutter geschahen viele wunderbare Gebetserhöhungen, die P. Sartorius sammelte, und von denen einige auf den Bildern im Kreuzgang dargestellt sind. Zum Ausmalen des Kreuzgangs kam es erst später, unter Abt Mauritius Elbel, gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Damals wurden auch die Heiligenstatuen, die Altäre und Bilder verfertigt. Die Künstler waren Josef Kramolin und Ignaz Patsner, während die ursprünglichen in der Kuppel des Presbyteriums von Johann Quirinus Jahn stammen. Anstatt der unscheinbar werdenden Gewänder des Gnadenbildes aus kostbaren Stoffen, liess Jakob Kindelmann ein im Feuer vergoldetes Metallgewand verfertigen.
Seit Ende des 18. bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts fand ein Rückgang der Besucherzahl in Maria Radschitz statt. Das religiöse Leben wurde durch die Politische Lage und Antritt des Rationalismus gehemmt. Diese Zeitepoche endete mit den unruhigen Jahren um 1848.
Nach 1848 kam es wieder zur Belebung des religiösen Lebens und zur weiteren Entfaltung des Wallfahrtsortes.
Abt Athanasius Bernhard ließ 1857 für die Kirche eine neue Glocke als Ersatz für die alte, gesprungene gießen. Er führte auch Renovierungen der Kirche durch und unternahm 1858 mit einer feierlichen Prozession eine Wallfahrt von Ossegg – am Namensfeste Mariens zur Erinnerung an die Grundsteinlegung der Kirche vor 160 Jahren. 1868 wurde die Statue der hl. Dreifaltigkeit am Platz vor der Pfarre renoviert.
In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche wieder renoviert, wobei es auch zu Änderungen in der Ausstattung und Dekoration der Kirche kam. Es wurden neue Statuen situiert und die Gestaltung der Altäre geändert. Auch der heutige Hauptaltar mit dem Gnadenbild ist ein Werk dieser Zeit. Es stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts und wurde 1910 fertig gestellt.
Die Geschichte des Wallfahrtsortes im 20. Jahrhundert
Die Wallfahrten wurden bis zum zweiten Weltkrieg in guter Tradition fortgesetzt. Nach 1945 brach sie komplett ab. Mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung und der Auflösung des Kloster Ossegg wurden die historischen Beziehungen unterbrochen und während der Herrschaft der Kommunisten wurden alle religiösen Tätigkeiten dermaßen beschränkt, dass Wallfahrten in ihrer früheren Form überhaupt nicht mehr stattfanden.
Die Wallfahrtskirche, der Kreuzgang und das Pfarrhaus verfielen teilweise bis 1971. In diesem Jahre wurden einige Renovierungen des Wallfahrtsortes unternommen, vor allem der Kirche. Später verschlechterte sich der Stand wieder und ein Teil der Objekte ist in Havarienzustand.
Mit der politischen Wende 1989 kehrten die Zisterzienser nach Ossegg zurück. Die Tradition der Wallfahrten nach Maria Radschitz wurde wieder aufgenommen. Sie dem Herbst 1994 finden regelmäßig an jedem 13. im Monat zum so genannten Fatimatag statt.
Die Kirche bleib Pfarrkirche und Gottesdienste fanden zunächst weiter statt. Pfarrer war anfangs P. František Krákora, ein Ossegger Zisterzienser. Er starb 1975 und wurde er auf dem Friedhof in Maria Radschitz begraben, die Gräber sind inzwischen wegen der Kohlegewinnung auf den Friedhof in Litvinov übertragen worden. Krakoras Nachfolger P. Macek wohnte nicht mehr hier, sonder ab 1973 in Janov (Janegg). Die unregelmäßig stattfinden Gottesdienste übernahmen Geistliche aus den umliegenden Pfarrgemeinden wie Duchcov und Janov (Dux, Janegg) bis zum Beginn der 90 er Jahre.